Neu sind die Gedanken zur Zukunft
von Bentwisch nicht, die Herr Peithmann in der Sitzung des Bauausschusses vom
2. Oktober vor uns ausbreitete. Von einem amtsfreien Groß-Bentwisch mit
hauptamt-
licher Bürgermeisterin war auch schon zu Zeiten von Frau Strübing
mehrfach die Rede.
Ich fühlte mich auf merkwürdige
Weise an die Bauausschusssitzung vom 8. August 2018 erinnert, in der Herr
Peithmann der Gemeinde den Kauf des Grundstücks der alten Frohnerei in Klein
Kussewitz empfahl. Und natürlich hängt die Größe Bentwischs – mehr Einwohner,
neue Gewerbe- und Wohngebiete - mit dem Kauf der alten Frohnerei zusammen,
denn: Die Gemeinde, die Industrie-, Gewerbe- und Wohngebiete ausweisen will, sollte
auch Flächen für Ausgleichsmaßnahmen vorhalten. So werden dann selbst
Grundstücke nutzbar, die sonst aus ökologischen Gründen unangetastet bleiben
müssen. Herr Peithmann denkt strategisch.
Wie sieht es derzeit in Bentwisch
aus: Im Allgemeinen können wir nicht klagen. Finanziell stehen wir auch
aufgrund unseres großen Gewerbegebietes bestens da. Wir können uns was leisten. Das
Vereinsleben funktioniert. Wer sich bei uns langweilt ist selber schuld.
Allerdings: Obwohl für Schule und
Kita vor wenigen Jahren neu gebaut wurde, stoßen deren Kapazitäten durch die
Eingemeindung von Klein- und Groß Kussewitz sowie Volkenshagen schon wieder an
ihre Grenzen. Mit dem neuen Wohngebiet hinter der Hasenheide wird die Situation
kritisch.
Der bauliche Zustand der Straßen:
Einiges ist in der Pipeline. Aber nehmen Sie mal das Fahrrad und machen Sie eine
Tour, beginnend in dem von vielen als Ortsteil von Bentwisch fast vergessenen
Neu Bartelsdorf durch das Gewerbegebiet, Groß- und Klein Kussewitz bis hinter
Volkenshagen im Nordosten. Da ist noch ne Menge zu tun.
Ein Problem, das, weil
größtenteils unter der Erde liegend, nur gelegentlich, aber dann unübersehbar
zu Tage tritt: Bei Starkregen saufen wir mittlerweile regelmäßig ab. Teile der Stralsunder Straße werden zum Fluss, die Gullys können die Wassermassen nicht
mehr fassen, die sich dann über die anliegenden Grundstücke ergießen. Aus dem
Gewerbegebiet und Klein Kussewitz ist ähnliches zu hören.
Die Entwässerung neuer Baugebiete
gelingt derzeit nur noch unter Errichtung von Zwischenspeicherbecken und/oder
Einbau riesiger Staukanäle, weil die weiterleitenden Gewässer wie Carbäk und Frohnereigraben
von den bei Starkregen plötzlich anfallenden Wassermassen überfordert sind.
Wohin mit noch mehr Wasser aus noch mehr Industrie- und Wohngebieten mit ihren
versiegelten Flächen? Mit der Klimakrise will ich gar nicht erst anfangen.
Der Straßenverkehr, besonders der
auf der Stralsunder Straße in Bentwisch, ist schon lange nicht mehr lustig.
Will sagen: Wir stoßen an Grenzen,
die jedoch durch weiteres Wachstum nicht überwunden werden, sondern ihre
Wirkung verschärfen.
Dass uns das Wasser in die
Keller, Garagen und Gärten läuft verhindern wir nicht, indem wir die Bordsteine
höher setzen. Das wird ebenso richtig Geld kosten wie die Instandsetzung und
Erhaltung unseres durch die Eingemeindung der Ortsteile von Klein Kussewitz
erheblich gewachsenen Straßennetzes. Und natürlich müssen wir die Kapazitäten und
die Leistungsfähigkeit unserer kommunalen Einrichtungen wie der Schule, der
Kita und der Feuerwehr den neuen Anforderungen anpassen. Die freiwilligen
Leistungen, an deren Wohltaten wir uns gewöhnt haben, nicht zu vergessen.
Das sind Ausgaben, die sich
lohnen, weil sie der Lebensqualität der Menschen in der Gemeinde und der Konsolidierung
und Verbesserung unserer Strukturen dienen.
Und natürlich darf Bentwisch wachsen,
aber bitte, indem man tut, was – auch vorausschauend - notwendig ist und nicht,
indem man Bedarf schafft.
Der privat wirtschaftende Chef
einer Firma will Geld verdienen und kann mit seinem Betrieb letztlich machen
was er will. Wenn er sich dumm anstellt geht er pleite.
Anders bei einer Kommune. Deren
Gemeindevertretung samt Bürgermeister ist dem Wohl ihrer Bürgerinnen und
Bürger verpflichtet. Machen diese Leute ihrer Arbeit schlecht, werden sie
schlimmstenfalls abgewählt. Die Folgen hat dann letztlich die Allgemeinheit zu
tragen.
Richtig böse wird’s dann, wenn sich
die Ebene der Kommune mit der privater Interessen vermischt.
Wer kann ein Interesse an einer
Expansion Bentwischs haben? Natürlich wer damit Geld verdient.
Die ca. 40 000 Quadratmeter des feuchten,
in einer Senke liegenden Grundstücks hinter der Hasenheide, dessen Erschließung
derzeit läuft und auf dem demnächst Wohnungen entstehen, waren Ackerland in
Privathand. Damaliger Wert: ca. zwei bis drei Euro/Quadratmeter. Durch die
Umwandlung in Bauerwartungsland/Rohbauland erfuhr es – quasi mit einem Strich -
eine Wertsteigerung auf etwa
50 Euro/Quadratmeter. Was für ein Geschäft!
Meine Schulzeit liegt lange
zurück. Da mussten wir auch durch das für mich eher unattraktive Fach
„Staatsbürgerkunde“. Meine Alters-
genossen werden sich erinnern: Marx - HIER
können Sie nachlesen.
Die Lebensqualität in einer Gemeinde hängt nicht
von ihrer Größe und einer überfließenden Kasse ab, sondern in
erster Linie vom Geist, der in ihr herrscht, gepaart mit Klugheit!
Groß werden, größer als die
anderen! - Schon seit einiger Zeit verhalten wir uns unseren Nachbargemeinden
und dem Amt Rostocker Heide gegenüber wie ein junger Kuckuck im fremden Nest –
ein Verhalten, das derzeit auch in der großen Politik wieder unselige Einkehr
hält. In der Natur ist das so. In der menschlichen Gesellschaft geht es
letztlich immer nach hinten los. Und da hinten sitzen die „kleinen Leute“.
Jan Zielke
Cui bono? – die uralte Frage. Als Bentwischer werden Sie die Antwort kennen. Ich kenne sie auch, werde sie aber nicht sagen weil Sie dann diesen Kommentar nicht veröffentlichen.
AntwortenLöschenAber vielleicht können Sie mir helfen. Wissen Sie nicht, wie ich Einsicht in die Kataster im Amt bekomme? Ich würde gern mal bei alten Leuten klingeln und nachfragen, ob sie nicht ihre Rente etwas aufbessern möchten.
Ihre Frage nach dem Zugang zum Kataster ist erkennbar nicht ernst gemeint. Aber schön wäre es schon.
LöschenEin bedingungsloser Zugang zu Liegenschaftskatastern mit Auskunft über die jeweiligen Eigentümer von Grundstücken machte Kollisionen zwischen Privatinteresse und öffentlichem Amt für jedermann sichtbar.
Sehr geehrter Herr Zielke,
AntwortenLöschenein sehr beeindruckendes Statement, gefüllt mit gutem Hintergrundwissen! Was ist da los in Bentwisch? Was sagen die Gewählten, so der Bürgermeister und die Gemeindevertreter, dazu? Sie lesen doch alle Ihren Blog, sicherlich! Willkürliche Expansion bedeutet oft auch Ruin! Lassen Sie den Bürgern in Bentwisch ihre Lebensqualität bzw. verbessern sie diese! Mein Appell geht an alle Gemeindevertreter und insbesondere an den neuen Bürgermeister!
Herr Zielke, Danke für Ihr Engagement!
Ich stimme dem Vorgänger voll zu.
LöschenNur Gemeindevertreter ?
Das ist doch nur "Alter Wein in neuen Schläuchen".
Die LKW die brachial in den Ort einfahren lassen sich gar nicht mehr zählen. Danke Yara!
AntwortenLöschenLieber Herr Zielke, was Sie in Ihrem Beitrag fordern, ist nichts anderes als Solidität und Verlässlichkeit. Diese Tugenden sollten erste Grundlage jeden politischen Handelns sein. Aber Tugenden im herkömmlichen Sinne sind für Spekulanten nur dummes hinderliches Zeug.
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